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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 28.1917

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Kunstgwerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4829#0023

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demselben Gebäude (Eingang Agrippina-Ufer 10) unterge-
brachte Museum für Handel und Industrre wieder eröffnet
werden können. Die Sammlungen haben inzwischen durch
Stiftungen von Modellen usw. von der Werkbundausstellung
1914 eine Erweiterung erfahren. Das Museum ist geöffnet
wochentags von 2—4 Uhr, an Sonntagen von 9—2 Uhr.
Prag. Vom Knopf- Museum. Die Erkenntnis der
Wichtigkeit des Knopfes, resp. Kleiderversdilusses im Leben
fast aller Völker, Länder und Zeiten — ist doch der Knopf
oft mit ein Gradmesser für die Kultur eines Volkes, mit-
unter sogar eine Ausdrucksform derselben — die in wissen-
schaftlichen Kreisen längst erkannt war, hat sich in letzter
Zeit allgemeiner durchgesetzt. Mit dazu beigetragen, den
Knopf mehr als bisher kulturhistorisch, technisch und sonst
zu würdigen, hat die eigenartige Gründung eines Knopf-
Museum in Prag-Wrschowitz, dessen Bestrebungen in bester
Weise durch die in mehreren Sprachen erscheinenden »Be-
richte aus dem Knopf-Museum«, die Interessenten kosten-
los zur Verfügung stehen, vertreten werden. Das soeben
erschienene zweite Heft berichtet auch über das Knopf-
Museum selbst, seine Organisation, finanzielle Sicherstellung
durch Festlegung von K 50000.—, sowie K 10000.— für An-

Der Eiserne Ritter in Elberfeld

kaufe im Jahre 1916, die dem Museum gewordenen Wid
mungen u. a. m. Hervorragende Wissenschaftler, Fachleute
u. a. äußern sich in anschaulichen, zum Teil illustrierten
Abhandlungen, deren interessanter Inhalt hier nur durch
die Überschriften angedeutet werden kann. Prof. W. Flin-
ders Petrie D. C. L.: Frühägyptische Knöpfe — Dr. R.
Forrer, Straßburg: Über Knöpfe und Knöpfung im römi-
schen Ägypten. — Leopoldine Auzinger, Berlin: Berliner
Museums-Wanderungen. — Karl Firbas, Prag: Die Techno-
logie des Knopfes. — Richard D. Steuart, New York: Mi-
litärknöpfe aus dem amerikanischen Bürgerkriege. — Die
Knopf machen — Der Seiden-Knopf macher und Knopfpresser.
— Aus dem Knopf-Museum. — Notizen.

ÖFFENTLICHE KUNSTPFLEGE

Elberfeld. Der »Eiserne Ruf er« Elberfclds. Auch
Elberfeld wollte, da die Zeit dafür kam, seinen »Eisernen
Ritter«haben, beziehungsweise sein »Eisernes Wahrzeichen«.
»Eingesandte« in den Tageszeitungen nahmen sich der Ver-
wirklichung des Wunsches an, der schließlich durch die
Werbetätigkeit des »Vereins Kriegshülfe«, der sich um die
Kriegswohlfahrtspflege große Verdienste erworben hat, zur
Ausführung gelangte (vgl. die Abb.). In einem durch einen
Vengeren Kunstausschuß geleiteten Wettbewerb, in dem dank
des Widerstandes des Herrn Oberbürgermeisters gegen eine
Rundfigur, angesichts so mancher mißlungenen Schöpfung
neuerer Zeit, die abgeklärte Meinung wirklich kunstverstän-
diger Männer sich für ein flaches Bildwerk entschied, ge-
langte ein Entwurf des Bildhauers Prof. Ludwig Heitsch,
hauptamtlichen Lehrers der Handwerker-und Kunstgewerbe-
schule Elberfeld, zur Annahme und Ausführung.

Mit Recht darf es heute zu den vornehmsten und
schönsten, ästhetisch am meisten befriedigenden Schöp-
fungen vaterländischen Opfersinnes bezeichnet werden.
Es ist wirklich ein »Eiserner Ritter« geworden, der hier,
eben durch die planvolle Nagelung in Wehr und Waffen
erstand, in architektonischem Aufbau, in Haltung, Stellung,
Ausdruck und Beiwerk dem beabsichtigten Zweck und
seiner Erfüllung dienend. Eiserne, silberne und goldene
Nägel verschiedener Größe fanden neben gravierten Stif-
tungsschildern Verwendung bei spärlicher Anwendung von
Farbe. Die Ausführung selbst erfolgte unter Prof. Heitschs
Leitung in schreinermäßig zusammengefügtem Eichenholz,
Ausführender Schreinermeister Schaette. Das Schnitzen be-
wirkte der Holzbildhauer Paul Krause, Hilfslehrer der
Handwerker- und Kunstgewerbeschule, unter Mithilfe des
Holzschnitzers Viktor Szloboda. Wir dürfen uns dieses
Elberfelder Kunstwerkes mit Recht freuen und stolz darauf
sein, daß es trotz der einschränkenden Ordnung der Nage-
lung eine Reineinnahme von rund 70000 Mark brachte. Die
Kosten des Werkes selbst waren zuvor von wohlhabenden
Elberfelder Kunstfreunden aufgebracht. Immer mehr stim-
men fremde Urteile unserer Auffassung bei, daß hier etwas
Vorbildliches geschaffen worden ist, das verdient, weiteren
Neuschöpfungen »Eiserner Wahrzeichen« als eindrucks-
volles Beispiel zu gelten. Der Ritter von Elberfeld und
Adolf Graf von Berg haben darin zugleich in freier künst-
lerischer Gestaltung ihre Auferstehung gefeiert, um Helfende
bei den Riesenaufgaben unserer gewaltigen Zeit zu werden.
Prof. Heitsch sei es vielmals gedankt, daß er in weiser
Beschränkung darin ein Meisterwerk schuf. Das in der
Höhe 3,4 m messende Werk hat seine Aufstellung zunächst
in der Vorhalle unseres »Kaiser-Wilhelm-Museums« ge-
funden, um später voraussichtlich das Hauptstück des neu
zu gründenden »Elberfelder Kriegs-Museums« zu werden.

Prof. Otto Schulz?.

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